La Mettries Kernidee der "tugendhaften Lust" ist erstaunlicherweise heute noch aktuell. Sie geht zurück auf eine Quelle, die von der Forschung bisher kaum berücksichtigt wurde: die These Jacques'. Hochsensible Rezipienten wie Jean-Jacques Rousseau, Friedrich Albert Lange und Panajotis Kondylis haben diese Idee zwar wahrgenommen, konnten sie aber nicht rational verarbeiten und reagierten mit Verdrängung. Einzig Bernd A. Laska rückte sie ins Zentrum seiner Interpretation, die er jedoch nicht überzeugend begründen konnte. Die vorliegende Arbeit behebt dieses Defizit in drei Schritten: Auf die "relecture" der wichtigsten Textstellen aus La Mettrie folgen die ausführliche Diskussion seiner Quelle und die Analyse einiger Stationen der "Re(pulsions- und De)zeptionsgeschichte".
INHALT
Die "tugendhafte Lust" als Kernidee
Die Phantomausgabe La Volupté von 1745
Die These Jacques' als Quelle La Mettries
Thérèse philosophe: Roman der "tugendhaften Lust"
Rousseaus "Erleuchtung": Mit Mandeville gegen La Mettrie
Rousseaus Selbstanwendung der "sensitiven Moral"
Verdrängung bei Friedrich A. Lange und Emil du Bois-Reymond
Die Rezeption bei Martin Walser und Bernd A. Laska
Der Briefwechsel zwischen Laska und Panajotis Kondylis
Anhang I: Die These Jacques' lat.-dt. und frz.-dt.
Anhang II: Das Protokoll des Dekans Guy-Erasme Emmerez
STIMMEN ZUM BUCH
"In jedem Falle aber darf man sagen, daß Fernandes ein Standardwerk zu La Mettrie vorgelegt hat, mit dem man sich auseinandersetzen sollte und das daher im Bereich der Aufklärungsforschung und der Philosophiegeschichte zur Kenntnis genommen werden sollte." (Till Kinzel, in: Informationsmittel IFB. Digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft)
"Ihre La Mettrie-Dissertation ... ist in der vorliegenden Form in sich völlig abgerundet, eine runde Sache, die zudem auch noch gut zu lesen ist. [...] Dass Sie die medizinische und mehr als medizinische These Jacques' in den Mittelpunkt stellen, ihr auch äußerlich einen hervorragenden Stellenwert einräumen, ist zweifellos sehr verdienstvoll. Die Stelle, wo La Mettrie von Venette rajeuni redet, war mir natürlich jahrelang im Gedächtnis, ohne dass ich mit ihr viel anfangen konnte. Jetzt bin ich über das damit bezeichnete ärztliche und mehr als ärztliche Problem sehr gut aufgeklärt." (Manfred Starke, Brief an C.F. vom 10.12.24)