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Stirner-Studien, Band 3:
Bernd A. Laska: "Katechon" und "Anarch"


Eine "geistige Grösse", ihr ergebener "fan",
dessen unkritischer Rezensent und sein Claqueur

Nur, weil es so ausserordentlich selten vorkommt, dass eines unserer seriösen Blätter, geschweige denn eine Fachzeitschrift, sich der Erzeugnisse des LSR-Verlags annimmt, sei hier eine Rezension dokumentiert, die am 4. Juli 1997 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen ist.
Der Autor, Prof. Dr. iur. Wolfgang Schuller, Jahrgang 1935, lehrte Alte Geschichte, seit 1972 an der PH Berlin, seit 1976 an der Universität Konstanz.
Schuller besprach unter dem Titel "Viel Lärm um den leisen Ton des Katechon" zwei Bücher:
Felix Grossheutschi: Carl Schmitt und die Lehre vom Katechon. Berlin: Duncker & Humblot 1996;
Bernd A. Laska: "Katechon" und "Anarch". Carl Schmitts und Ernst Jüngers Reaktionen auf Max Stirner. Nürnberg: LSR-Verlag 1997.
Die Passage zu Laskas Buch wird hier ungekürzt wiedergegeben (das Motto wurde hinzugefügt).


"Nichts ist unmöööglich..."

...
Bernd Laska ... sieht den Gebrauch des Katechon bei Schmitt als Folge seiner Rezeption Max Stirners, der der eigentliche Gegenstand der Bemühungen Laskas ist. Schmitt sei Stirner in zwei existentiellen Krisen begegnet, zu Beginn seines Studiums in Berlin 1907 und in amerikanischer Haft nach dem Zweiten Weltkrieg. Für beides gibt es Belege, höchst fraglich sind jedoch die Folgerungen, die Laska aus ihnen zieht. Max Stirner sei die geistige Grösse, die auf Carl Schmitt dessen ganzes Leben lang gewirkt habe. "Unausgesprochen" (denn Schmitt erwähnt Stirner nicht) hätten "Stirners Ideen im Hintergrund der zentralen Begriffskonzeption" des "Feindes" bei Schmitt gestanden. Als "Feind" habe er Stirner empfunden, als den "Antichristen", der ihn in der Not bedrängt habe und gegen den nur er selbst als Katechon habe wirken können.
Man kann es also weit treiben, wenn man Stirner-Fan ist; dann kann man eine entscheidende Prägung sogar aus der Nichtexistenz von Erwähnungen folgern, und so ist dann alles möglich.
...

WOLFGANG SCHULLER


Eine Woche später, am 11. Juli 1997, wurde Schullers Kritik durch einen abgedruckten Leserbrief bekräftigt, dessen Autor die besprochene Arbeit offenkundig nicht kennt (denn Laska bezieht sich ja grossteils auf jenes "Büchlein" Schmitts, auf das er hier hinweist):

Carl Schmitt und Max Stirner

Immer wieder sind die Persönlichkeit und das Werk von Carl Schmitt auch in Ihrer Zeitung Gegenstand der Nachfrage gewesen. Ich begrüsse das; Fehler müssen korrigiert werden. Wie hat Schmitt zu Max Stirner gestanden ? Der Rezensent schreibt, Laska referierend: "Schmitt sei Stirner in zwei existentiellen Krisen begegnet, zu Beginn seines Studiums in Berlin 1907 und in amerikanischer Haft nach dem Zweiten Weltkrieg... Max Stirner sei die geistige Grösse, die auf Carl Schmitt dessen ganzes Leben lang gewirkt habe." "Unausgesprochen", denn Schmitt erwähnte Stirner nicht. In Schmitts Büchlein «Ex Captivitate Salus - Erfahrungen der Zeit 1945/47», Köln 1950, wird Stirner aber mehrfach erwähnt. In einer vernichtenden Kritik der Persönlichkeit Stirners schreibt Schmitt: "Max Stirner kenne ich seit Unterprima. Dieser Bekanntschaft verdanke ich es, dass ich auf manches vorbereitet war, was mir bis heute begegnete. Wer die Tiefen des europäischen Gedankenganges von 1830 bis 1848 kennt, ist auf das meiste vorbereitet, was heute in der ganzen Welt laut wird... Das Feuer, das heute brennt, wurde damals gelegt. Es gibt gewisse Uran-Bergwerke der Geistesgeschichte... Der arme Max gehört durchaus dazu. Im ganzen genommen ist er scheusslich, lümmelhaft, angeberisch, renommistisch, ein Pennalist, ein verkommener Studiker, ein Knote, ein Ich-Verrückter, offenbar ein schwerer Psychopath." Schmitt von Stirner her zu interpretieren erscheint mir als zweifelhaft; im Blick auf die Katechon-Verwendung von Carl Schmitt teile ich das kritische Votum von Wolfgang Schuller. Nur als Stirner-Fan kann man Schmitt so interpretieren.

Dr. Joachim Massner, Osnabrück


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